Es hat schon einige österreichische Talente gegeben, die über die TSG-Akademie den Weg in den Profifußball und in die Nationalmannschaft ihres Heimatlandes geschafft haben. Mit dem gebürtigen Innsbrucker Florian Micheler, dem Spielgestalter der TSG-A-Junioren, schickt sich nun ein weiterer „Ösi“ an, einen erfolgreichen Weg einzuschlagen.
Florian Micheler ist zielstrebig. Der Juniorenspieler setzt sich im Besprechungsraum im Erdgeschoss der TSG-Akademie direkt unter ein Porträt eines früheren Toptalents. Das Foto zeigt Niklas Süle in jungen Jahren im TSG-Trikot, es ist die einzige Verzierung in diesem Zimmer, aber sie passt perfekt zur Szenerie. Denn Florian Micheler hofft, jenen Weg einzuschlagen, den Süle bereits zurückgelegt hat: von der Akademie in die Bundesliga, Champions League und Nationalmannschaft. Der 18-Jährige spielt allerdings auf einer anderen Position, seine Zone ist das zentrale Mittelfeld und nicht die Abwehr. Und anders als Süle wird er nie für den Deutschen Fußball-Bund auflaufen, denn er ist Österreicher. Aber dennoch gibt es wichtige Parallelen zu Süle, der als 15-Jähriger zur TSG kam und siebeneinhalb Jahre später zum FC Bayern München wechselte. „Mein Ziel ist es, eines Tages in der deutschen Bundesliga zu spielen. Mein Traum, das zu schaffen, ist wirklich groß“, sagt Micheler. Deswegen ist er im Sommer 2021, kurz nach seinem 16. Geburtstag, von Innsbruck nach Hoffenheim gekommen.
Großer Anteil am Höhenflug
Nun ist er Stammspieler in der U19, die in dieser Saison mit teilweise überragenden Leistungen begeistert. Mit den Teamkollegen arbeitet Micheler auf die Maximalausbeute hin: Badischer Landespokal, DFB-Pokal und Deutsche Meisterschaft. Auf dem Weg ins DM-Halbfinale könnte als Bundesliga-Erster mit dem süddeutschen Titel ein Pokale-Quartett perfekt gemacht werden. „Wir glauben daran, dass wir es schaffen können, in allen Wettbewerben bis zum Schluss eine gute Rolle zu spielen, denn wir sind eine richtig starke Mannschaft, mit viel Qualität und einer guten Mentalität. Wir verstehen uns alle gut und wollen die Saison natürlich mit so vielen Titeln wie möglich krönen. Aber dafür müssen wir weiterhin hart arbeiten“, erklärt Micheler. In der Hinrunde hatte das Team von Trainer Tobias Nubbemeyer einen sehr guten Lauf. „Es gab viele Highlights, sei es das 6:0 gegen Dortmund und das 5:0 beim HSV im DFB-Pokal oder das 5:2 gegen die Bayern, das 5:1 gegen Stuttgart oder das 9:0 gegen Kaiserslautern“, sagt der Tiroler. Nur am 3. und 4. Spieltag gab es 1:2-Niederlagen gegen 1860 München und bei Eintracht Frankfurt. Aber seit Ende Oktober ist die Mannschaft Spitzenreiter der Bundesliga Süd/Südwest mit einer überragenden Tordifferenz von aktuell plus 41.
Micheler hat mit seinen raffinierten Vorlagen großen Anteil am Höhenflug der A-Junioren. In dieser Saison hat er in der Bundesliga und im Pokal schon zehn Assists produziert. Besonders die Qualität seiner finalen Pässe wird gelobt, zudem ist Micheler erster Standardschütze. „Das sind meine Spezialitäten. Aber natürlich schieße ich auch gern Tore“, sagt er. Sieben Treffer, teilweise entscheidende, hat er bereits erzielt. Zuletzt spielte er den offensiven Part in einer Doppel-Sechs, seine Lieblingsposition ist die Acht, aber auch die Zehn würde ihm gefallen. „Auf jeden Fall habe ich meine Stärken eher mit dem Ball als gegen den Ball“, betont Micheler, der bereits als Dreijähriger mit dem Vereinsfußball begonnen hat. „Eigentlich war ich gefühlt in jeder Mannschaft, in der ich gespielt habe, einer der Spielgestalter.“ Den Status des Österreichers als einer der Lenker und Denker in der U19 untermauerte beispielsweise seine Leistung im Spiel beim HSV im Dezember, als er Moerstedts Treffer zum 1:0 einleitete.
Auf den Spuren Baumgartners
Er habe aber noch viel zu lernen, vor allem bei der Athletik müsse er noch zulegen, sagt der 1,85 Meter lange Schlaks, der Mitte Februar seinen Vertrag in Hoffenheim verlängert und eine Zusage für die Übernahme in die U23 bekommen hat. „Zurzeit bin ich auf einem guten Weg. Ich merke, dass meine Entwicklung immer weiter geht, obwohl es auch mal Tiefen gibt“, erklärt er. Dank der Ausbildung bei der TSG sieht er sich dem Ziel „Profi-Fußball“ schon nähergekommen. „Man spürt es immer, wie gut wir in der Akademie versorgt und gefördert werden, ob im normalen Training oder im Individualtraining, ob mit Einzel- oder Teamanalysen. Es fehlt einem an nichts.“ Überrascht vom Top-Standard der TSG war er nicht, denn „Hoffenheim hat in Österreich als Ausbildungszentrum für junge Spieler einen sehr guten Ruf“.
Im Frühjahr wird er sein Fachabitur an der Max-Weber-Schule in Sinsheim machen. Die Schule fällt ihm leicht, aber auch wegen seiner ambitionierten sportlichen Ziele empfindet er keinen Druck. „Ich mache mir keinen Kopf, der Spaß am Fußball ist mir noch nie verloren gegangen“, betont er. Kein Wunder, zählte er doch in allen Teams, denen er seit seiner Kindheit angehörte, immer zu den besten Spielern. Seit er 16 ist, wird er auch in den Austria-Auswahlkader berufen. „Das bedeutet mir sehr viel. Für sein Land zu spielen und die Hymne zu hören, da gibt es fast nichts Schöneres.“
Vielleicht gelingt es ihm ja, in die Fußstapfen seiner Landsleute zu treten, die ebenfalls eine Ausbildung in der TSG-Akademie genossen haben, wie etwa Christoph Baumgartner, Michael Gregoritsch oder Stefan Posch. Doch die Nahziele lauten nun vorerst: Abitur, DFB-Pokal, Süddeutsche Meisterschaft.